„Mein Pferd hustet IMMER einmal beim Antraben, das ist bei ihm normal“…. habt ihr diesen Satz schon mal gehört, oder ertappt ihr euch selbst dabei, dass ihr das schon mal gesagt habt?
Ich habe schlechte Nachrichten für euch: Es ist leider absolut NICHT normal, dass ein Pferd hustet. Weder beim Antraben, noch sonst irgendwann.

Pferde sind Fluchttiere, das heißt, sie sind auf eine gesunde Lunge mehr als angewiesen – das Organ kann über Leben und Tod entscheiden. Erstens, weil die Leistungsfähigkeit des Pferdes von seiner Lungengesundheit abhängt…und zweitens, weil Husten eine Lautäußerung ist, die eventuelle Fressfeinde auch erst aufmerksam machen könnte. Man kann also ganz verallgemeinernd und pauschal sagen: Ein gesundes Pferd hustet nicht!
Tut es das doch, wenn auch nur hin und wieder, dann ist in der Lunge bereits irgendetwas im Gange, was das Pferd schon länger vor uns versteckt. Schleimansammlungen nämlich, in den meisten Fällen, oder Atemnot. Es gilt also nun schnellstens herauszufinden, was die Ursache dafür ist, um das Problem genauso schnellstmöglich wieder zu beheben – ein chronischer Lungenschaden ist sonst die Folge, der das Pferd sein Leben lang begleiten wird.

Studien zufolge leiden fast 70% der eingestallten Pferde unter krankhaften chronischen Veränderungen der Atemwege – eine erschreckende Zahl! Warum ist das so? Und warum bemerkt es kaum jemand?
Nun – schuld daran sind wohl vor allem die Haltungsbedingungen, mit denen viele Pferde zurecht kommen müssen… Boxenhaltung, oft mit nur ein paar wenigen Stunden Koppelgang, ist für die Atemwege leider Gift. Die Pferde stehen oft auf Stroh (welches in sehr vielen Fällen pilz- und milbenbelastet und zusätzlich noch gespritzt ist und extrem staubt), in Strohboxen sammelt sich durch den Urin der Pferde immens viel Ammoniak…zudem sind vor allem im Winter Fenster und Türen geschlossen, damit die Tränken nicht einfrieren können. Die Pferde legen sich in das ohnehin schon belastete Stroh und atmen dort fleißig den Ammoniak ein….Man kann sich in etwa vorstellen, was das mit der Lunge der Pferde macht.
Auch die Heuqualität trägt sicherlich oft zur Entwicklung einer Atemwegserkrankung bei, denn nur zu oft wird schimmeliges, verdorbenes Heu gefüttert! So ein Rundballen Heu ist nunmal teuer und die Entsorgung auch gar nicht so einfach! Auch beim Heu hört man oft den berühmten Satz: „Der hustet nicht wirklich, das ist nur das staubige Heu!“ Ich bitte euch: Ihr habt ja selber gehört, dass das Pferd hustet, wer will euch denn jetzt erzählen, dass das ja kein wirklicher Husten war?! Jeder Huster ist einer zuviel! Reagieren ist angesagt!

Aber wie reagiert man nun richtig, wenn man bemerkt, dass das eigene Pferd hustet oder nicht gut atmen kann? Zunächst muss der Tierarzt kommen. Er wird das Pferd abhören, bestenfalls hört er auch etwas und gibt euch einen Schleimlöser zum füttern – noch besser zusammen mit dem Ratschlag, das Pferd auf Späne zu stellen und das Heu vorerst zu wässern. Nach ein bis zwei Wochen wird kontrolliert, ob eine Verbesserung eingetreten ist. Das ist jedoch leider eher die Ausnahme. In vielen Fällen hört der Tierarzt entweder nichts beim Abhören, oder er nimmt die Situation einfach nicht ernst genug, gibt euch eine Dose Ventipulmin oder Venti Plus und keinerlei andere Ratschläge und rauscht wieder ab, um nach beendeter Dose zur Kontrolle wieder anzurauschen und da noch immer nichts zu hören (das Pferd kann trotzdem eine Lunge voller Schleim haben, sobald dieser sich verfestigt, hört man ihn beim Abhören nicht mehr wirklich!). Ventipulmin ist ein Bronchienerweiterer, das bedeutet, es stellt die Bronchien weit, damit mehr Luft durchfließen kann. Pferde mit Atemnot brauchen das von Zeit zu Zeit und es ist auch wirklich gut, dass es solche Medikamente gibt. Es behebt jedoch nicht die Ursache des Problems! Und was ist überhaupt die Ursache für den Husten/das Atemwegsproblem? DAS ist die Frage, die mitunter schwierig zu beantworten ist.
Es gibt natürlich einige Grundregeln: Hat das Pferd Fieber, rinnt etwas gelbliches oder grünliches aus der Nase, ist es wahrscheinlich etwas akutes. Pumpt das Pferd viel und hustet saisonal, ist es eventuell eine Allergie. Aufschluss gibt die Bronchoskopie.

Bei einer Bronchoskopie wird ein Endoskop in die Bronchien des Pferdes geschoben und dort nachgesehen, ob es Schleimansammlungen, Schwellungen, Rötungen, etc. gibt. Normalerweise wird dabei auch eine Spülprobe genommen, um festzustellen, ob eventuell Bakterien oder Viren an dem Geschehen beteiligt sind, oder ob es sich um eine Allergie handeln könnte, etc. Natürlich ist das Pferd zu diesem Zweck sediert! Die Untersuchung ist meines Erachtens einfach wichtig, um herauszufinden, wie man dem Hustenproblem beikommen kann! Denn auch ein Allergiker kann symptomfrei leben, selbst wenn die Allergie bestehen bleibt!

Hier meine Tipps für eine Husterpferde-gerechte Haltung:

  • Offenstall, Paddocktrail, 24h Weidehaltung, Robusthaltung,….dem Pferd und seinen (Futter-)bedürfnissen angepasst – KEINE BOXENHALTUNG!
  • KEIN Stroh, weder als Einstreu, noch zum Fressen!
  • Heu nass, bedampft oder Heulage – das muss man ausprobieren. Manche Hustinetten kommen auch mit trockenem Heu klar, solange es qualitativ in Ordnung ist. Qualitativ in Ordnung heißt: Möglichst wenig Staub, keine Pilzbelastung, keine Giftpflanzen! Dinge, die selbstverständlich sein sollten, es aber leider nicht immer sind.
  • Wenn möglich, inhalieren! Dazu braucht man einen Pferde-Inhalator, wie zB den AirOne oder den Flexineb. Wichtig ist, dass die Partikelgröße des Dampfes so klein ist, dass dieser bis in die Pferdelunge kommt. Also ein Kübel mit heißem Wasser reicht leider nicht! Lest einfach mal bei den beiden erwähnten Firmen nach…
  • Tägliche Bewegung! Bewegung ist für jedes Pferd wichtig, aber ganz besonders für Husterpferde! Der Schleim, der sich in der Lunge ansammelt (zB bei Allergikern) muss raus und dazu muss das Pferd sich bewegen. Auch im Galopp, denn nur im Galopp wird die Lunge richtig belüftet. Achtet aber auf eure Pferde, damit ihr sie nicht überfordert! Legt viele Schrittpausen ein! Die Pferde dürfen sich anstrengen, aber nicht ÜBERanstrengen, damit in der Lunge nicht noch mehr kaputt geht. Im Zweifelsfall fragt euren Tierarzt!

 

Mein Fazit zu diesem Thema ist: Nehmt jedes kleine Zeichen wahr und ernst und lasst euch nicht von anderen oder auch vom Tierarzt verunsichern, sondern besteht auf eine Untersuchung, wenn euch bei eurem Pferd etwas komisch vorkommt. Ihr kennt euer Pferd am besten und merkt am schnellsten, wenn etwas anders ist als sonst. Husten ist auf jeden Fall so ein Symptom, aber auch wenn euer Pferd nur angestrengt atmet, große Nüstern bei geringer Anstrengung hat, schnell atmet, die Bauchmuskulatur zum Atmen benutzt, etc. könnte schon etwas nicht in Ordnung sein… je früher man das erkennt, desto einfacher kann man das Problem vielleicht noch beheben, deshalb: Nehmt die Anzeichen ernst und kontaktiert euren Tierarzt. Euer Pferd dankt es euch mit Liebe und Leistungsfähigkeit!

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